Zur Thematik Care Leaver in der Schweiz

Das Alter beim Auszug aus dem Elternhaus liegt in der Schweiz heute bei durchschnittlich 24 bis 25 Jahren. Dies hat damit zu tun, dass der Übergang ins Erwachsenenleben seit den 1990er Jahren länger dauert, diskontinuierlicher und riskanter geworden ist. Das führt oftmals zu einem verzögerten Einstieg in die Berufsbildung, zu Ausbildungsabbrüchen, zu Umorientierungen und zu erneuten Aufnahmen von Ausbildungen. Abweichungen vom „Normallebenslauf“ haben sich heute etabliert, wodurch sich der Übergang in die Erwerbstätigkeit tendenziell nach hinten verschiebt. Junge Erwachsene, die von ihren Eltern unterstützt werden, können sich einen verzögerten Einstieg in die Berufswelt eher leisten, während Care Leaver ab ihrem 18. Lebensjahr oft auf sich alleine gestellt sind und bei ihrem individuellen Übergang zur Selbstständigkeit kaum Unterstützung erhalten. Die Situationsveränderungen in diversen Gebieten (Finanzen, Wohnung, Haushalt, administrative Tätigkeiten, Ausbildung /Beruf, soziales Umfeld), welche sich für Care Leaver ab der Volljährigkeit meist alle gleichzeitig ergeben, führen nicht selten zu einer Überforderung. Aufgrund dieses Druckes kann sich eine Perspektivenlosigkeit ergeben, wobei ein Suchtverhalten, eine Verschuldung, eine Delinquenz sowie die Sozialhilfeabhängigkeit Folgen sein können.